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Der Wunsch nach Unabhängigkeit

Ohne sie hätte ich nie angefangen zu studieren. Hier habe ich eine Familie gefunden, die an mich glaubt. Außer meiner Mutter hatte niemand zuvor an mich geglaubt.“ Meryem* ist eine der vielen Frauen, die das Beratungszentrums von Hope Charity und AMICA in der libyschen Hauptstadt Tripolis besuchen. | Foto: Nada Harib

Meryem* hat immer gezeigt, wie groß ihr Wunsch nach Unabhängigkeit ist und wie viel sie dafür kämpfen kann. Ich bin so stolz auf sie und bin sicher, sie wird noch viel schaffen!“ freut sich Fatima, Sozialarbeiterin im Beratungszentrum von Hope Charity in Tripolis.

Meryem ist 19 Jahre alt. Ihr Traum war es, Jura zu studieren. Das aber wollte ihre Familie nicht: „In Gerichtshöfen wirst du von Männern umgegeben sein, dazu noch Straftäter und Verbrecher“, argumentierten ihr Vater und ihre Stiefmutter. In ihren Augen gehört es sich einfach nicht für eine Frau. Nicht anständig. Oder auch zu gefährlich.

Meryem will sich damit aber nicht abfinden. Sie will etwas lernen, ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Eines Tages kommt sie zum Beratungszentrum. Sie spricht öfter mit Fatima. Mit ihr fühlt sie sich frei von sich zu erzählen – von ihrem Wunsch zu studieren, von dem Tod ihrer Mutter, als sie neun war, von der schwierigen Beziehung mit der Stiefmutter. Nach und nach fühlt sich Meryem stärker und selbstbewusster. Sie hat Menschen gefunden, die sie verstehen und ermutigen. Sie besucht noch einen Englischkurs bei Hope Charity. Dann macht sie den großen Schritt ihres Lebens und meldet sich in einer Hochschule für Informatik und Technologie an – und wird angenommen!

Mein Diplomabschluss will ich hier bei Hope Charity feiern“, sagt die junge Frau. „Ohne sie hätte ich nie angefangen zu studieren. Hier habe ich eine Familie gefunden, die an mich glaubt. Außer meiner Mutter hatte niemand zuvor an mich geglaubt.“ Meryem macht nun fleißig mit ihrem Studium weiter und hat ihr Ziel nicht aus den Augen verloren, eines Tages Rechtsanwältin zu werden.

* Der Name wurde geändert

 


 

Das Projekt von Hope Charity und AMICA e.V. wird durch das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) aus Mitteln des Auswärtigen Amtes gefördert.

 

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