» 8. März 2022, Freiburg

Liebe Freiburger*innen und Demonstrierende,
liebe feministische Genoss*innen, Streikende, und liebe Anwesende,

 

Wir sind heute gemeinsam auf der Straße, um Diskriminierungen und Marginalisierungen gegen FLINTA-Personen sichtbar zu machen, um unsere Rechte einzufordern und gegen Gewalt zu demonstrieren.

Als internationaler feministischer Kampftag beinhaltet der 8. März seit über 100 Jahren die Ablehnung jeder Form von Gewalt. Uns ist klar: Frieden ist die Grundvoraussetzung für ein Leben in Würde und Gleichberechtigung – nicht nur für Frauen* und Kinder, son dern für alle Menschen weltweit.

Dafür müssen wir das Patriarchat überwinden und die auf Ausbeutung beruhende kapitalistische Gesellschaftsordnung. Dafür kämpfen wir gemeinsam mit Partnerinnen auf der ganzen Welt, gemeinsam mit euch!

Wir, AMICA, arbeiten seit 30 Jahren mit und für Frauen*  in Kriegs- und Krisengebieten. Wir wissen, dass geschlechtsspezifische Gewalt weltweit ein Phänomen aller bewaffneten Konflikte ist – unabhängig davon, ob Medien davon berichten oder nicht. Und es ist eine Tatsache, dass diese Gewalt langanhaltende traumatische Folgen für die Betroffenen hat.

Wir wissen das ganz konkret von unseren Partnerorganisationen vor Ort – die teilweise seit Jahrzehnten in Krisengebieten wie Libyen, im Libanon oder in Bosnien aktiv sind.

In der Ostukraine betreuen unsere Partnerinnen seit über 8 Jahren tagtäglich traumatisierte Frauen* und Mädchen*. Traumatisiert, weil sie in der Pufferzone seit 2014 im Krieg leben, weil sie seit Jahren von Flucht und Vertreibung betroffen sind.

Und auch jetzt, während wir sprechen, arbeiten sie weiter – in und um Mariupol; bringen Menschen aus der Kriegsregion in Sicherheit und versorgen sie mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Hierfür brauchen sie unsere Unterstützung – und wir danken allen, die in den letzten Tagen und Wochen AMICA mit Spenden und Angeboten von Unterkünften unterstützt haben!

In Kriegskontexten zeigt sich besonders deutlich, dass unsere Welt weit davon entfernt ist, gleichberechtigt und sicher zu sein. Schlimmer noch: oft manifestieren sich patriarchale Strukturen und Stereotypen in einem Narrativ des „starken männlichen Kriegers“ und der „schwachen, fliehenden Frau“. Ein Narrativ, das auch bei uns noch auf fruchtbaren Boden fällt. Denn auch hier ist Sexismus, Unterdrückung und Gewalt Alltag.

Wir unterstützen daher ALLE feministischen Kämpfe und Anliegen, und denken gerade heute auch an die vielen Millionen Frauen*, Mädchen*, Kinder und Unterdrückte, die auf der ganzen Welt kämpfen und unsere Solidarität und Unterstützung brauchen.

 

Unsere Forderungen sind vielfältig und divers – wie unsere Lebensrealitäten:

wir wollen, dass Carearbeit gerecht entlohnt wird,
wir wollen gleiche Löhne für gleiche Arbeit,
wir wollen patriarchale Strukturen aufbrechen,
wir wollen, dass Femizide aufhören und Frauen* zu Hause sicher sind,
wir wollen, dass jede Form von Gewalt gegen Frauen* ernst genommen wird – und aufhört,
wir wollen, dass niemand zum Einsatz von Waffen gezwungen wird,
wir wollen, dass ALLE von Gewalt betroffene Menschen Schutz und Unterstützung erhalten – zu Hause, auf der Flucht, und an ihren Zufluchtsorten.

 

AMICA-Redebeitrag zum 8. März 2022 am Platz der alten Synagoge in Freiburg

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