Letzte Woche haben unsere Partnerinnen in Sarajevo ihr Schulungshandbuch zur kostenlosen Rechtshilfe zum ersten Mal Justizbeamten vorgestellt. In diesem ersten Pilotworkshop ging es darum, gewaltbetroffenen Frauen eine effiziente Rechtsberatung anzubieten – und ihnen den Weg zur Gerechtigkeit zu ermöglichen.
30 Jahre nach Kriegsende ist es für Frauen, die im Krieg sexualisierte Gewalt erfahren haben, kaum möglich, vor Gericht auszusagen oder ihr Recht auf Entschädigung einzuklagen. Das Gesetz bietet zwar genügend Mechanismen, aber die Hürden für die Betroffenen sind zu hoch.
„Auf dem Papier ist (fast) alles da“, sagt Sandra Takács, AMICA-Referentin. „In der Praxis fehlt es aber an vielen grundlegenden Sachen. Der Zeug*innenschutz in Gerichtsverfahren ist unzureichend, die Prozesskostenhilfe fehlt. Die Anlaufstellen, die Rechtsberatungen anbieten, sind ineffizient und nicht flächendeckend vorhanden, so dass kaum Frauen den Weg bis zum Gerichtshof gehen. Hinzu kommt, dass die Beamten in den Justizbehörden, die Mechanismen, die im Gesetz vorgesehen sind, nicht kennen. Es fehlt massiv an Fachwissen.“
Diesen Mangel wollen unsere Partnerinnen mit ihrem Handbuch beheben. Im Rahmen unseres gemeinsamen Projekts werden sie 50 Beamt*innen im Land schulen und ihnen das Fachwissen vermitteln, damit ein adäquater Zeug*innenschutz und eine professionelle Rechtsberatung überall im Land gewährleistet werden. Am Ende der Pilotphase soll das Qualifizierungsprogramm vom Staat weiter finanziert und flächendeckend umgesetzt werden.