AMICA in der Ukraine

Als im Februar 2022 der russische Angriffskrieg auf die gesamte Ukraine begann, konnten unsere Partnerinnen ihr Wissen, bestehende Netzwerke und Strukturen nutzen, um Menschen in Mariupol und der Umgebung mit Nothilfe zu unterstützen: Sie versorgten sie mit Lebensmitteln, Medikamenten und Hygieneartikeln, brachten Geflüchtete in Notunterkünften unter und evakuierten Zivilist*innen aus dem Konfliktgebiet. Nachdem ihr Beratungszentrum in Mariupol zerstört wurde und unsere Partnerinnen selbst fliehen mussten, bauten sie zwei neue Beratungsstellen für gewaltbetroffene Frauen auf: in Dnipro und in Iwano-Frankiwsk.

Besonders betroffen: Frauen im Konfliktgebiet und auf der Flucht

Die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung in den umkämpften Gebieten der Ukraine sind katastrophal. Frauen sind besonders gefährdet: Seit der Annexion der Krim durch Russland vor 10 Jahren berichten insbesondere Frauen von systematisch eingesetzten sexualisierten Übergriffen. Seit dem erneuten Angriff auf die gesamte Ukraine im Februar 2022 wurde der Einsatz sexualisierter Kriegsgewalt durch russische Soldaten vielfach nachgewiesen. Frauen sind zudem infolge des Krieges häufig alleine für die Versorgung ihrer Familien verantwortlich. Gleichzeitig erhalten sie immer weniger staatliche Unterstützung, da z.B. Schulen weiterhin geschlossen bleiben. Sie müssen nach der Flucht eine neue Einkommensquelle finden und gleichzeitig mehr Sorgearbeit leisten, haben zunächst keine Unterkunft und keine Kontakte vor Ort.

» Unser Projekt

Anlaufstellen für Frauen, die Krieg und Gewalt erlebt haben

In den zwei Beratungszentren unserer Partnerorganisation in Dnipro und in Iwano-Frankiwsk finden Frauen, die fliehen mussten und von geschlechtsbasierter Gewalt betroffen sind, Anlaufstellen und Schutzräume. Sie sind schwer traumatisiert und benötigen psychologische Versorgung. Unsere Partnerorganisation bringt die Frauen und ihre Familien in Notunterkünften unter und helfen ihnen bei der Vermittlung langfristiger Unterkünfte. Sie unterstützen die geflüchteten Frauen dabei, sich ein neues Leben aufzubauen und ihren Alltag wieder zu bewältigen. In den Anlaufstellen finden die Frauen zudem psychosoziale, psychologische, medizinische und rechtliche Beratung. Zudem erhalten sie die Möglichkeit, sich weiterzubilden, um sich neue berufliche Perspektiven aufzubauen und eigenständig Geld zu verdienen.

Die Aktivitäten umfassen:

  • Vermittlung von (Not-)unterkünften
  • Kunsttherapie und Gruppentherapie
  • Weiterbildungen wie Nähkurse, Kosmetikkurse, Online-Marketing-Seminare
  • Supervisionen für die im Projekt angestellten Psychologinnen
  • Advocacy-Arbeit: Unsere Partnerorganisation setzt sich erfolgreich auf politischer Ebene für die Belange von Frauen im Krieg ein. So haben sie beispielsweise in einem offenen Brief den Präsidenten der Ukraine aufgefordert, eine Expert*innenkommission zu gründen, die sich mit den Bedürfnissen und Rechten von Frauen in russischer Gefangenschaft auseinandersetzt. Die Direktorin unserer Partnerorganisation daraufhin in eine Arbeitsgruppe eingeladen

| Foto: Klientin beim Nähkurs im Beratungszentrum ©AMICA

Was wir erreichen: Ein Ort der Stärke und Zugewandheit

  • Die teilnehmenden Frauen werden psychisch gestärkt. Physische Symptome in Folge der psychischen Belastung reduzierten sich beispielsweise seit Beginn der Beratung
  • Die Frauen fühlen sich nach eigenen Aussagen durch die Beratung häufig optimistischer und weniger hilflos
  • Sie fühlen sich nach der Beratung unterstützt und können wieder mehr Vertrauen zu ihren Mitmenschen aufbauen
  • Die Frauen haben wieder mehr Vertrauen in ihre Fähigkeit, eigene Ziele zu setzen und diese auch trotz mangelnder Unterstützung, Zukunftsängsten, Schuldgefühlen und Stigmatsierung durch die Gesellschaft zu erreichen
  • Die Selbsthilfekapazitäten der Betroffenen wurden gestärkt
  • Bereits drei Frauen haben sich in Folge der Teilnahme am Programm des Projekts selbstständig gemacht

 

Wir tragen dazu bei, dass Frauen und Mädchen in der Ukraine wieder Kraft schöpfen, mit Hoffnung in die Zukunft blicken und neue Perspektiven erschließen. „Jedes Treffen ist geprägt von einer warmen, entspannten Athmosphäre, von Motivation, Unterstützung und Inspiration,“ berichten unsere Partnerinnen vom „Women´s Club“ in Iwano-Frankiwsk. „Hier können sich die Frauen kreativ ausdrücken, aktuelle und persönliche Themen diskutieren und Freundschaften schließen.


 

Die Aktivitäten werden durch Spenden an AMICA e.V. ermöglicht und vom Auswärtigen Amt und von der Baden-Württemberg Stiftung gefördert.

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